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Channel: Kommentare zu: Gerade eben, auf dem Holodeck
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Von: Nicoletta Wojtera

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Lieber Thorsten Krämer,

danke für den Beitrag.

Darauf zielten meine „Struktur-Überlegungen“ der Nonchalance mit dem Analogon der Quanten als Netz-Teile; die Interferenz der (scheinbar) unabhängigen Teilchen, die eine mehrfache paradoxale Bild-/Romanstruktur konstruiert, sich dabei gleichzeitig als Integralfunktion geriert. Es ist eine, sagen wir literarpoetologische Hybridisierung, allerdings ambivalent konstruiert – in der Schriftsteller-/Leserposition.

Die Möglichkeit der übersprungenen Seiten ergibt sich sui generis, allerdings denke ich dabei noch in den Kategorien einer Art „chaotischer Hängung“, womit wir beim Sehen (oder Wahrnehmen) sind. Was erschwert oder erleichtert den Blick des Lesers? Die Semiologie des „großen Ganzen“ bleibt – denke ich – bestehen, denn DFW ist dem spatial turn (auch 1996) längst entwachsen. Die modifizierte Zeit-Raum-Struktur entbehrt das Sequenzielle, das die Literatur in der Regel bedingt. Das ist nicht neu. Dennoch funktioniert sie bei DFW in einer singulären Variante, wodurch die Form-Inhalt-Frage neu gestellt wird. Das Überspringen der Seiten funktioniert auf einer Ebene, auf einer zweiten wiederum nicht, auf einer dritten, … was die Frage von Form und Inhalt zurücktreibt bis zur aristotelischen Poetik und zu der Frage nach den Wesenheiten referenzieller Realitätskomplexe im Roman. Es ist die polare Kohärenz von Form und Inhalt oder, wenn man so will, die paradoxale „Umwertung der Werte“ (expressis verbis), die in diesem Roman – scheint mir – grundmotiviert und spannend für uns ist. Der Roman lenkt den Blick des (Seher-)Lesers zunächst auf den Inhalt: Destruktion, Provokation, Hohn und Widerspruch. Modernistische Struktur. Herausforderung an den Leser aber vielleicht auch sein (abseitiger) Irrgarten.


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